Oder wie man alternativ einen Sonntag verbringen könnte.

Ich hatte die Wohnung für mich alleine. Geplant war ein ausgiebiger Hundespaziergang, natürlich nachdem ich vorher ausgeschlafen hatte. Dann ein ausgiebiges Frühstück und schliesslich jede Menge nichts tun auf dem Sofa und zwischendrin ein wenig aufräumen.

Das alles Klang überaus verlockend, wenn nicht sogar himmlisch. Einfach mal nichts tun.

Tja, nur leider hatte ich die Planung ohne Tia gemacht. Die Ärmste hatte es mal wieder mit ihrem empfindlichen Magen, also zwang sie mich bereits um 7.30 Uhr aufzustehen, ich benutzte mir notdürftig die Zähne, zog eine Jeans und meinen Fleecepulli über mein Nachthemd und verliess mit dem Hund das Haus.

Kaufte an der Tanke Brötchen und lief müde und sehr langsam wieder zurück. Vor der Haustür war ich dann schlagartig wach. Der Schlüssel!!

Der schlummerte noch auf dem Kühlschrank (fragen Sie lieber nicht warum).

Da war es 8 Uhr. Ich ging also mit meinen Brötchen und dem verwirrten armen alten Hund zurück an den Rhein. Und hatte kurz sowas wie einen Nervenzusammenbruch.
Denn natürlich lag auch mein Handy in der Wohnung, natürlich war Herr K. am anderen Ende vom angegrenzten Bundesland.

Und genau zwei Sachen hatte ich nicht, 1. seine Handynummer und 2. irgendwo einen Zweitschlüssel hinterlegt.

Im Kopf mein Handy durchgegangen, zu wem ich hätte flüchten können, alle die mir einfielen waren übers WE nie oder selten in Bonn. Auf Verdacht nach Köln oder Hürth zu fahren war mir ne Nummer zu krass. Von den Leuten in Bonn, die da sein hätten können wusste ich die Adresse nicht. Weil das alles in meinem HANDY steht.

Ok, bis 10 zählen. Die anderen Frühaufsteher sahen aus, als wollten sie lieber Abstand von mir halten.

Irgendwann macht der Kiosk am Rhein auf, und ich hatte immerhin Geld für Kaffee dabei. Der Kioskbesitzer kennt uns, zur Not hätte ich anschreiben können. Er schmunzelte sich einen zurecht bei meiner Geschichte. Und erzählte sie gern auch in meinem Beisein jedem, der er es hören oder nicht hören wollte. Irgendwann fragt er, ob ich wenigstens den Nachnamen meines Freundes wissen würde.

grrr…

ich schnappte mir den Hund vertrieb mir die Zeit am Rhein und an einem dicken alten Baum, der sehr gemütlich war. Allerdings wurde es gegen 14 Uhr feucht, es regnete. Erst ein paar Tropfen, dann immer mehr. Ein Notfallplan musste her.

Also ab an die Tanke, eine Zeitung gekauft, dann in den Zug nach Bad Godesberg und ab ins Stammcafé. Irgendwie konnte ich die Besitzerin überzeugen mir ihr Iphone zu leihen und so konnte ich Herrn K. eine Facebook Nachricht zu kommen lassen. Dir er leider erst 1 Stunde später las, dann aber sofort los fuhr und mich gegen Abend dort einsammeln konnte.

Ich war ein wenig fertig mit der Welt, trotz allem war es auch irgendwie entspannend. Nur hätte ich gern was anderes angehabt, als mein Nachthemd, eine Dusche und Haare kämen hätte ich auch gut gefunden, vielleicht sogar Unterwäsche. Ach wir wollen lieber nicht übertreiben. Ein Handy, genauer gesagt mein Handy wäre toll gewesen.

Aber so war ich den ganzen Tag unter Menschen, habe einige neue kennengelernt. Die mich jetzt als die verwirrte Frau kennengelernt haben, die sich gern mal von zu hause aussperrt und dann im Nachthemd in der Kneipe sitzt.

Sollten Sie mich auch mal mit dem Nachthemd in der Kneipe sitzend antreffen. Setzen Sie sich zu mir, erzählen sie mir gern ihre Lebensgeschichte. Keine Angst, ich beisse nicht. Ich bin nur kurz vorm Nervenzusammenbruch.

PS: Natürlich hätte man auch einen Schlüsseldienst rufen können, aber dann hätte ich nichts zu erzählen gehabt und der Monat wäre sehr mittellos geworden.

PS2: Die Brötchen hab ich sehr fair zwischen den Enten, den Tauben und dem Hund geteilt.

PS3: Und hätte ich die Kamera mitgehabt, ich hätte die Bilder meines Lebens machen können.